Wert der Arbeit – Kunsthandwerk im Zeitalter der Industrialisierung

30. 05. 2024 | 19:00 Uhr | Villa Esche
Vortrag von Priv. Doz. Dr. Henrike Haug

Aushandlungen vom Wert der Arbeit sind mit den Debatten um das Kunsthandwerk im 19. Jahrhundert eng verbunden. Erstaunlich viele Theoretiker, die sich mit Werken der „angewandten Kunst“ bzw. des „Kunstgewerbes“ befassen, schreiben auch über den Status von Arbeit – sowohl mit aktuellem Blick auf die Veränderungen ihrer Zeit, als auch in historischer Perspektive. Von ihnen ist wahrscheinlich William Morris (1834-1896) der bekannteste, der in seinen Schriften nicht allein deutlich sozialistische Positionen formuliert, sondern für den Kunst und Sozialismus und somit die Bedingungen, unter denen Kunst-(Handwerk) entsteht, untrennbar waren. Im Jahr 1848 veröffentlich Gottfried Kinkel (1815-1882) den Aufsatz „Handwerk, erette Dich oder Was soll der deutsche Handwerker fordern und thun, um seinen Stand zu bessern?“ Kinkel gehört in das Umfeld der „Rhineland Radicals“, die nach der gescheiterten Revolution von 1848 in London Asyl fanden; und ist zudem ein früher Kunsthistoriker, der sich auf die Suche nach sozialistischen Motiven in der Kunst seiner Zeit macht. Und auch bei Rudolf Eitelberger (1817-1885), dem Herausgeber der „Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance“, Mitinitiator der Weltausstellung von 1873 und seit 1852 Extraordinarius für „Kunstgeschichte und Kunstarchäologie“ an der Universität sowie erstem Direktor des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (heute MAK) in Wien verbinden sich Interesse an (historischen) Arbeitsweisen und Produktionsformen mit seinen kunstwissenschaftlichen Arbeiten im Umfeld des Kunstgewerbes. Der Vortrag folgt (nicht allein) diesen drei Protagonisten und zeigt, wie die großen Themen des 19. Jahrhunderts, des Zeitalters der Industrialisierung, der veränderten Arbeitsbedingungen und Produktionsformen, des beginnenden Massenkonsums und der Genese neuer Materialien und Kunststoffen, der Weltausstellungen und der damit verbundenen Eröffnung von Kunstgewebemuseen in die Diskussionen um den Wert der Arbeit, die Zukunft des Handwerks und in die Theorie der „angewandten Kunst“ Eingang fanden.

Referentin:
Priv. Doz. Dr. Henrike Haug, Universität zu Köln

Eine Gemeinschaftsveranstaltung der Henry van de Velde Gesellschaft Sachsen, der Marianne Brandt Gesellschaft und von C3

Eintritt 12 €; ermäßigt 7 €

Als Adam grub und Eva spann, wo war dann der Edelmann? Buchillustration zu William Morris sozialkritischem Text „A Dream of John Ball“, erschienen in der Kelmscott Press, 1892 Bildnachweis: Public Domain (Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe